Hallo alle zusammen.
Das Wochenende stand ganz im Zeichen der nationalen Titelkämpfe im Cyclocross quer durch Europa. Europa hieß für mich dann konkreter am Samstag in Deutschland zum selbst Rennen fahren und betreuen und am Sonntag dann Luxembourg "nur" zum betreuen.
Aber der Reihe nach.
Am Samstag Morgen ging es beizeiten ins hessische Lorsch, wo die Titelkämpfe für Deutschland ausgetragen werden sollten. Da mein Start erst gegen 13.30 Uhr erfolgen sollte entschied ich mich erst morgends zum Rennen zu fahren, da Lorsch keine 2 Stunden Autofahrzeit von Merzig entfernt liegt.
Dort angekommen war als erstes natürlich eine Streckenbesichtigung angesagt. Und die bestätigte meine schlimmsten Befürchtungen. Morast und Schlamm wohn man sah und fuhr. Einzig der Teil der Strecke , der auf Asphalt lag war "sauber". Aber das bedeutete trotzdem das weitere , gut 2 Kilometer, auf Wiese gefahren werden mussten.Oder was man noch fahren nennen wollte. Durch das Tauwetter der letzten Tage und der zusätzlichen Regenfälle , waren die Wiesenabschnitte voller übelst tiefem Morast und Schlamm.Ein Bild des Jammers eigentlich. Aber es half ja nichts. Alle mussten ja da durch. Aber wenn das Rad im Prinzip abrupt stehen bleibt wenn man nicht mehr mit 400 Watt in die Pedale tritt , dann stimmt irgendwas nimmer mit den Umständen und Vorausetzungen der Strecke. Und Fahrzeiten von 10 Minuten pro Runde sind auch nicht wirklich fördernd um Zuschauer für unseren Sport zu begeistern. Wohlgemerkt einer Flachen Runde! Also noch nicht einmal mit berganfahrt versehen;-)
Am Start fanden sich dann im Rennen der Masters an die 60 Fahrer ein. Ich wurde in die dritte Reihe aufgerufen , was meinem Punktestand im Deutschland-Cup entsprach.Mein Start war dann aber etwas total verpatzt. Ich rutschte über das Pedal beim Einklicken und fand mich plötzlich innerhalb weniger Sekunden doch recht weit hinten im Feld wieder. Aber an der ersten Schikane war ich wieder einigermaßen dran und es lief eigentlich gut. Dann nach etwa 800 Metern erfolgte dann "das Eintauchen" in das erste Wiesenstück mit mehr als Knöcheltiefem Morast. Hier konnte ich noch einige Positionen gut machen , weil ich eine bessere Linie fand als meine Mitstreiter und etwas flüssiger durch den tiefen Boden kam. Aber schon die ersten hundert Meter sagten sofort an was das im weiteren Verlauf werden sollte. Nämlich ein einziger Kampf, ohne einen einzigen Meter Erholung. Jeder um mich herum war am Limit. Nur wer hier physisch am stärksten war und nicht resignierte sollte eine gute Plazierung einfahren. Mein Ziel war zwischen Platz 10 und 15 anzukommen, was auch der realistisch eingeschätzten Leistungsstärke von mir entsprach bis dahin, denn die Ü40 Jungs können schon noch in großen Teilen mächtig drauf treten. Aber wie das dann so geht, fand ich mich eingangs der letzten Runde für Platz 8/9 wieder und ich war da zugegebenermaßen selbst überrascht. Hinter mir aber eine Gruppe mit mehreren Fahrern. Die konnten dann zu mir aufschliessen, nachdem ich 2-3 Fahrfehler machte und aus dem Rythmus kam und 4 oder 5 Renner fuhren an mir vorbei. Nicht weit, aber ich bekam die 50-100 Meter Lücke die zu Top 10 entstanden war einfach nicht mehr zu. Und so war es dann letztlich Platz 13. Und das war völlig ok. Auch wenn es wirklich ein paar Plätze besser gegangen wäre. Aber so ist der Crosssport eben. Unerbittlich und ehrlich. Und die Jungs vor mir hatten es auch verdient. Da waren alle am Ende im Ziel und heilfroh das diese Schinderei vorbei war. Die meisten hatten solch ein Rennen unter solch schwierigen Bedingungen, auf einer solchen Strecke, wohl noch nie gefahren.Und auch die Betreuer hatten Schwerstarbeit zu leisten um die völlig verdreckten Rennräder wieder in fahrbaren und vor allem leichten Zustand zu versetzen. Eine Runde auf diesem Kurs bedeutete nämlich gut 3-4 Kilo an Morast am Rad! Und das merkt man eben deutlich beim Laufen. Und das mussten wir ja nicht gerade wenig, weil stellenweise fahrenderweise nichts mehr ging.
Gratulation an den Sieger Jens Schwedler und die weiteren plazierten. Ein Sieger mit Goldmedallie und Meistertrikot, aber alle diedas durchgestanden hatten , waren irgendwie Sieger. Alle.
Im U23 Rennen betreute ich dann noch einen Vereinskollegen aus dem Saarland. Das hieß dann auch nochmal einige Meter laufenderweise zurückzulegen um mehrere Punkte der Strecke erreichen zu können um anzufeuern, Moral zu geben und überhaupt zu unterstützen. Jeder der jungen Rennfahrer konnte jede Art von Unterstützung gebrauchen unter diesen nochmal schwieriger gewordenen Bedingungen. Die Jungs waren alle mausetot in der letzten Runde.
Das war der Samstag für mich.Am Sonntag musste ich dann nach Luxembourg. Warum und weshalb ich dort immer wieder zu finden bin, werde ich einmal in einem eigenen Blogbericht in naher Zukunft erklären.
Also ging es ins Präizerdal. Genauer gedagt nach Bettborn, wo der dortige Verein in einer wahnsinnigen Anstrengung einen Rennkurs in mehr oder weniger letzter Sekunde gebaut hatte, der es in sich hatte. Wissen muss man dazu das im Prinzip über Nacht noch eine alternativ Runde "gebaut" werden musste , weil das Hochwasser durch Schmelz und Regenwasser den Rennkurs im wahrsten Sinn des Wortes "absaufen" ließ.
Die nicht gerade wenigen Wiesenabschnitte sahen aber auch in Luxembourg entsprechend aus. Vielleicht nicht ganz so tief wie vortags in Lorsch bei den deutschen Meisterschaften, aber genauso übel kraftzehrend zu fahren. Noch dazu sehr viel bergan und mit schmierigen Abfahrten versehen. Also kurz gesagt konnte auch hier keiner gewinnen , oder vorne plaziert sein, der nichts "drauf" hatte. Sowohl konditionell und das im Unterschied zu Deutschland auch in technischer Hinsicht. Denn technische fahrerische Fähigkeiten waren in Lorsch gar nicht gefragt.
Im Juniorenrennen war nur ein Fahrer zu betreuen. Da war der Aufwand noch überschaubar für uns Betreuer. Aber wir waren ja gut gerüstet und bestens eingestellt für die schwierigen Bedingungen die vor Ort herrschten.
Im Elite Rennen waren es dann 3 Fahrer die zu betreuen waren. Und das war dann schon ein weitaus größerer Aufwand. Ein Mann blieb dafür ständig am Kärcher und 5 weitere kümmerten sich darum das die total verdreckten Rennräder gewechselt wurden und sofort zum reinigen kamen. Was auch immer mit etwas Lauferei über eine schmierige Wiese verbunden war. Also auch für die Betreuer ohnehin schon mit viel Hektik versehen.
Am Start kamen alle gut weg und waren am ersten Depot vorne zu finden. Ging es doch für alle drei ganz klar um das Podium. Also das Siegertreppchen. Sowohl für die beiden U23 Fahrer Pit Schlechter und Vincent dias dos Santos , wie auch für den mittlerweile fast 45 jährigen "Evergreen" Pascal Triebel im Eliterennen. Man muss dazu sagen das in Luxembourg die beiden Klassen, entgegen anderer Länder, zusammen in einem Rennen fahren, aber getrennt gewertet werden.
Am 2. Depot waren die beiden jüngeren immer noch vorn, aber Pascal fehlte plötzlich. Und uns war sofort klar das irgendwas nicht stimmen konnte. Waren doch schon weit über 10 Fahrer durch.
Und dann kam er und ich sah sofort was loswar. Das Schaltwerk abgerissen, bzw. das Ausfallende.Bei den Streckenbedingungen war ein fahren über die gesamte Renndistanz mit nur noch einem Rad unmöglich. Das war mir/uns sofort klar. Aber ich hatte dann direkt die Idee das Rad unseres Juniors als "Ersatzteillager" zu nehmen , da der auch ein Step C fährt. Problem war nur das das Rad nicht direkt vor Ort war. Und jetzt fing die Hektik an;-) Ich lief einige hundert Meter hinunter zum Parkplatz wo die Fahrer standen, weil ich hoffte das Rad dort zu finden. Dort angekommen war aber das Rad schon von einem anderen Betreuer hoch zur REnnstrecke gebracht worden. Ich wieder im Renntempo die Distanz zurück. Ober angekommen dann direkt geschraubt und alles umgebaut. Und dann, Schreck lass nach, Kette auch noch verdreht und der Schaltzug defekt. Ich wieder im Rennlauftempo runter zum Transporter wo ich alle Sachen liegen hatte mit denen man ja an der Rennstrecke selbst eigentlich nie rechnet. Also unten dann den kompletten Schaltzug gewechselt, neue Aussenhülle mit dran und die Kette so gut es ging wieder gerichtet.Und das alles in nicht mal 5 Minuten.........Schaltung nochmal auf , unter den Umständen, einigermassen richtige Funktion gepüft und dann wieder im Rennlauftempo bergan wieder zurück ins Materialdepot;-) Dort angekommen dann das Rad einem Betreuer in die Hand gedrückt und sofort weiter gelaufen auf den höchsten Punkt der Strecke um Pascal zu informieren der mit vollig sugesautem Rad durchhielt und informiert werden mußte das er jetzt sofort wechseln könne, aber nur einige wenige Gänge wirklich sicher, wegen der nicht 100% in Ordnung seienden Kette nutzen könne.......
Wieder runter ins Depot und dawar erstmal Luft holen angesagt. Mein Puls war jetzt auch bei annähernd 200 Schlägen;-)
Und dann ging es auch bei Pascal ab! Und das in einer Art und Weise die jedem Zuschauer an der Strecke den höchsten Respekt abforderte! Er kämpfte und holte einen nach dem anderen ein und das für schier unmöglich gehaltene kam dann kurz vor dem Zielstrich. Er holte auch noch den führenden der U23 , Pit Schlechter, ein und wurde 3. ! Ohne das Malleur des Defektes wäre er klar 2. geworden. Den Sieger und Titelverteidiger Jempy Drucker hätte er nicht schlagen können. DEr war einfach mega stark und fuhr auch ein Klasserennen und demonstrierte eindeutig warum er zu den besten Rennern Luxembourgs gehört.
Ein Sieger bei den U23 und ein 3. Platz bei der Elite war dann auch eine mehr als hervorragende Ausbeute und Resultat für uns.
Aber etwas stressfreier hatten wir uns das schon vorgestellt, bzw. ich mir;-) Aber gute Betreuer und Mechaniker sind eben auch unerlässlich und wichtig um als Rennfahrer im Crosssport Erfolg zu haben. Und bei uns klappte das wieder einmal hervorragend. Und ein bisschen Eigenlob darf da dann auch einmal sein, wenn ich sage das wir einer hervorragende Truppe da haben die bestens funktioniert. Es ist immer ein Vorteil wenn man gute Rennfahrer mit im Betreuerteam hat. Die wissen wie es laufen muss;-) Und wir haben da sehr gute:-)
Das war also das Wochenende für mich, bzw. uns in Kurzform:-)
Bilder und Videomaterial folgen noch in Kürze.
Bis dahin.
Euer,
Olli
5 Kommentare:
Welche Reifen fährt man unter solchen Bedingungen ? Oder ist das eh egal weil man fast nur läuft?
Viele hatten Rhinos montiert. Viele aber auch "normales" Grifo Profil. Am Samstag hätte ich es aber mit Slicks mit Seitenstollen probieren sollen. Unter den Bedingungen wäre ein Slick meiner Meinung nach gar nicht mal so schlecht gewesen, weil er kein Gras und Marast mitnimmt, bzw. weit weniger. Und wo es flach ist, ist das Profil eh fast egal. Zumal in dem Dreck. Aber ob das eine Verbesserung der Plazierung gebracht hätte weiß ich auch nicht:-)
Hatte am Sonntag in Lorsch Rhinos als auch FMB Grippo (Fango Profil) im Einsatz. Rhino war um Welten besser. Hab ich leider erst zur letzten Runde gewechselt.
Der Grippo ist im richtigen Dreck und Schlamm nicht zu gebrauchen. Der schmiert ohne Ende. Was die richtigen Schlammreifen anbelangt geht nix über Rhino, oder den alten Michelin Mus(grün) . Idealerweise noch auf Dugast Karkassen geklebt;-)
...morgends in Merdzig...
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