Montag, 19. Januar 2009

Interview mit dem neuen deutschen Meister im Radcross, Philipp Walsleben


Wie schon angekündigt, hier eine Fortsetzung der Interview Serie. Diesmal mit Deutschlands bestem Cyclocrosser, Philipp Walsleben,worüber ich mich sehr freue.


O.)Kannst Du den Lesern hier ein paar kurze Infos zu Deiner Person geben?

Ich bin Philipp Walsleben, am 19.11.1987 in Potsdam geboren bin ich jetzt in meinem letzten Jahr der U23-Klasse.
Ich fahre beim belgischen Team Palmans-Cras, nächstes Jahr "BKCP-PowerPlus", und wohne auch zum größten Teil in Belgien.

O.)Du hattest die letzten Wochen eine sehr erfolgreiche Saison bis jetzt.Wie hast Du das selbst erlebt?

Nach den ersten Erfolgen wahr ich schon sehr erleichtert. Schon zum Ende der letzten Saison zeichnete sich ab, dass ich einer der besten U23-Fahrer bin, wodurch ich den Saisonbeginn doch mit Spannung erwartete. Als die Erfolge dann tatsächliche so kamen wie erhofft war das ein gutes Gefühl, doch jedes Wochenende ist anders und so stellte sich jede Woche erneut ein Gefühl der Aufregung ein.
Meine Gute Form konnte ich dann aber lange halten und somit beinahe jedes Wochenende erneut Erfolge feiern.

O.)Welche positiven Dinge sind dir aus der Saison 2007/08 in Erinnerung geblieben?

Wie ich ja oben schon sagte hatte ich bereits auch in der letzten Saison ein paar schöne Momente.
Vor allem meine Silbermedaille bei der Europameisterschaft war dort entscheidend. Diese kam ziemlich unerwartet und bereitete damit besonders viel Freude.
Außerdem ergab sich mir dadurch die Chance beim Team Palmans-Cras zu fahren, bis jetzt der wichtigste Schritt in meiner Karriere.
Aber auch meine Siege bei belgischen U23-Rennen oder beim Weltcup in Mailand sind für mich wichtig, da sie so etwas wie einen Durchbruch darstellten.

O.) Welche negativen? Oder auf was hättest Du gerne sportlich verzichtet?

Natürlich steht da an allererster Stelle mein Schlüsselbeinbruch beim Weltcup in Hofstade am 26.12. An diesem Tag hatte ich mir vorgenommen so lange wie möglich bei Niels Albert am Rad zu bleiben und ich fühlte mich auch in der Lage dazu, leider war das Rennen für mich schon nach 500 Metern gelaufen und ich musste zusehen, wie Niels schon mit 30s Vorsprung aus der ersten Runde kam.
Auch die Rennen nach meiner Genesung verliefen sehr schlecht. Da wäre vor allem der Platten bei der WM in Treviso, ohne den meiner Meinung nach eine Top5 Platzierung möglich gewesen wäre.

O.) Wie hast Du dich in diesem Jahr auf die Cx-Saison 2008/09 vorbereitet? Hast Du etwas verändert zu den Vorjahren?

Unsere Vorbereitung begann im April mit einem Trainingslager in Spanien. Danach folgte im Mai die Belgienrundfahrt und danach über das Jahr verteilt noch vier andere kleinere Rundfahrten aber auch Profi-Eintagesrennen. Durch dieses intensive Straßenprogramm mit 38 Renntagen in vier Monaten war mein Sommer gut gefüllt und ich konnte meine Form durch Rennen fahren verbessern.
Außerdem wurde ich nicht nennenswert krank und überlebte die Rennen auch ohne eine einzigen Sturz.
Die Veränderung gegenüber den Vorjahren bestand also vor allem in der gut strukturierten Planung der Straßensaison. Außerdem hatten wir in den Rennen absolut keinen Erfolgsdruck, konnten uns also wirklich auf den Winter "vorbereiten" und verschossen unsere Kräfte nicht schon früher.

O.) Du lebst jetzt in Flandern.Quasi in der "Höhle des flämischen Löwen" :-)Inwiefern unterscheidet sich das Training der Belgier, von dem was andere machen? Wo liegt deren Erfolgsgeheimnis? Und wie sieht in etwa Dein Tagesablauf als Berufradfahrer aus?

Das beste Erfolgsgeheimnis überhaupt ist vernünftiges Arbeiten! Das Training hier in Belgien ist eigentlich nichts besonderes und unterscheidet sich nicht großartig zu dem, was ich auch schon vorher gemacht habe. Was aber auch an einem guten Trainer liegen könnte;-) Im Winter gehen wir einmal die Woche ins Gelände, fahren intensive Einheiten und machen Motortraining.
Wenn man das mit viel Schlaf, einem geregelten Tagesaublauf und vernünftiger Ernährung kombiniert hat man schonmal den Grundstein zum Erfolg gelegt.
Ein entscheidender Vorteil hier in Belgien ist natürlich der geringe Abstand zu sportlich wertvollen Rennen. Dadurch wird der Reisestress stark minimiert, was einen Vorteil bringt, der mir auch erst klar wurde, als ich ihn selbst erlebte.

O.) WElche Ziele hast Du Dir gesteckt für den Rest der Saison? Gibts noch eine Steigerung:-)?

Als U23-Fahrer hab ich ja in dieser Saison schon sehr viel erreicht. Das große verbleibende Ziel ist natürlich der Weltmeistertitel in dieser Kategorie.

O.) Wie wichtig ist Dir Dein Material?

In diesem Jahr habe ich erfahren wie cool es ist wenn meine Räder auch nach ein paar Rennen noch perfekt funktionieren. Vor allem, dass die Schalt,- und Bremszüge nicht verkeimt sind ist da besonders wichtig.
Was mich auch freut, ist dass ich bei BKCP weiterhin auf SHIMANO fahren kann. Ich hatte ja schon ein Jahr das Vergnügen auf SRAM-Komponenten zu gebrauchen und war damit nicht zufrieden.
Auch die STEVENS Rahmen würde ich jetzt den Ridley vorziehen. Die Geometrie ist etwas sportlicher.

O.) Hast Du Einfluß auf die Konfiguation Deiner Räder? Oder mußt Du fahren was der Ausrüster Dir zur Verfügung stellt?

Ich selber kann da relativ wenig verändern. Abgesehen davon bin ich aber auch mit unserem jetzigen Paket völlig zufrieden.

O.)Was hast Du immer in Deiner Sporttasche für ein CX-Rennen? Oder sollte man eher "Überseekoffer" sagen:-)?

Ja, wenig ist es nicht. Zwei kurze Hosen, zwei lange Hosen, vier Trikots, zwei Thermojacken, reichlich Schwitzhemden, reichlich Socken, zwei Paar Schuhe, Handschuhe, Brillen, Helm.
Duscheequipment ist dauerhafter Inhalt im Wohnmobil.

O.)Welche Vorbilder hast selbst, da Du ja jetzt selbst schon ein Vorbild für andere geworden bist?

Ich habe die Bücher von Sven Nys und Lance Armstrong gelesen und finden man kann von deren Lebensstil viel lernen. Ein echtes Vorbild habe ich aber nicht.
Ich versuche dazuzulernen wo ich kann.

O.) Wo siehst Du dich in, sagen wir mal, 5-6 Jahren:-)

Hoffentlich in etabliert in den Top 10 der Welt.

O.) Vielen Dank für das kleine Interview.

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