Am gestrigen Sonntag hieß es früh aufstehen. Der Cyclocross Weltcup im belgischen Namur stand auf dem Programm. Also schnell in der Früh hinüber nach Luxembourg City gedüst mit dem Cyclocrossmobil, um dann dort umzusteigen auf den Transporter der luxembourger Radsport Verbandes. Rennfahrer, Begleitpersonal, Rennräder und Material was benötigt wurde eingepackt und verstaut und schon ging es ab auf die Autobahn, um dann nach Namur zu fahren. Oder wie die Flamen sagen Namen. Das Rennen in Namur ist das einzige wirklich große Rennen im wallonischen Teil Belgiens. Alle anderen Rennen werden auf dem weitläufigen Terrain des flandrischen Teil Belgiens ausgetragen.
Die große Besonderheit des Weltcup Rennens in Namur ist der Austragungsort. Hoch über der Stadt tront die alte Zitadelle , die irgendwann in grauer Vorzeit zum Schutz , oder was auch immer , der Stadt Namur errichtet wurde, die quasi zu Füßen dieses alten Reliktes der altertümlichen Kriegsführung liegt. Wenn man dort hoch fährt , stellt sich einem dann auch schon einmal die Frage nach Sinn und Zweck solcher Festungsanlagen und wie man wohl all das ganze Gestein und sonstiges Geraffel in früheren Zeiten dort hinauf geschafft haben mag und wie lange das wohl gedauert hat, bis man meterdicke Wände aus gehauenem Gestein meterhoch erichtet hat ? Egal. Heutzutage bietet diese Kulisse einen Platz auf dem und um den man einen Cyclocrosskurs gebaut hat, der viel spektakulärer nicht sein kann. Ein Kurs, der zwar unheimlich schwer ist und viel Kraft erfordert, aber trotzdem recht schnell und dynamisch ist
Angekommen in der Früh und den Transporter verparkt und soweit alles gerichtet , ging es dann nach einer Tasse nicht wirklich spektakulären belgischen Kaffees auf eine kleine Besichtigungsrunde um den Kurs ein wenig zu inspizieren. Und um einschätzen zu können was an Reifenprofil und an Luftdruck gebraucht würde. Der viele Regen der vergangenen Tage ließ böses Erwarten. Aber der Kurs zeigte sich eigentlich recht gut in Schuß. Es war zwar teilweise recht schmierig an der Oberfläche und es gab einige Stelle mit hohen technischen Anforderungen , die fahrerischen Können verlangten, aber es war nicht was eine Schlammschlacht befürchten lassen musste. Die Fahrer sollten zwar durch das Spritzwasser etwas unkenntlich werden, doch die Räder an sich blieben erstaunlich sauber für die Verhältnisse. Es musste also nicht in jeder Runde das Rad gewechselt werden , sollte es nicht zu einem Defekt kommen. Diese Einschätzung bestätigte sich später auch im Rennen selbst. Selbst die mit allem Schnick und Schnack und Betreuerstaff verwöhnten belgischen Cross-Superstars wechselten nicht in jeder Runde das Rad. Und auch gelaufen werden mußte relativ wenig. Nicht mehr wie bei vielen anderen Rennen auch unter "besseren" Bodenbedingungen
Ansonsten war der Kurs einfach nur genial. Ein richtiger Cyclocrosskurs, mit allem drin und allem dran. Für die zahlreichen Zuschauer ein absolutes Highlight im Cyclocross Kalender. Und unter diesen fanden sich sogar viele bekannte Gesichter aus Luxembourg und Deutschland. Ich war da leicht überrascht wer da alles den Weg nach Namur gefunden hatte um sich die Königsdiziplin des Radsports live und in Farbe anzusehen. Zudem trifft man immer viele Leute auf einen kleinen Plausch , Erfahrungsaustausch und "Insidergesprächen" . Das gehört dazu. Das muss so sein. Und das macht auch einen riessen Spaß neben der Arbeit für die zu betreuenden Rennfahrer. Wir hatten gestern nur zwei Fahrer am Start. Und so blieb neben der eigentlichen Arbeit auch relativ viel Zeit um sich den Kurs anzusehen, die Rennen vor der Eliteklasse hier und da mal mit einem Blick der Betrachtung anzuschauen und sich einen Einblick , oder auch Einschätzung zu verschaffen wo andere Klassen leistungstechnisch stehen , oder wer wo welche Passage wie am besten und am schnellsten nimmt.
Pünktlich ging es dann auch am Nachmittag für die Profis und restlichen Elitefahrer los.Und wie es los ging! Es wurde nicht abgewartet anhand der schweren Strecke, sondern sofort attackiert und mit höchst möglichem Tempo versucht eine Entscheidung zu erzwingen. Der Franzose Mourey legte los wie die Feuerwehr , verfolgt von der fast kompletten belgischen Armada die sich dann eingangs der zweiten Runde mal etwas ansahen und schauten wer denn nun von ihnen die Verfolgung Moureys aufnehmen sollte. Unsere Jungs hielten sich derweil recht wacker.Sie fuhren sogar sehr gut! Ab dann war ich gefordert. Räder mussten gewechselt , gesäubert und wieder in renntauglichen Zustand versetzt werden. Und das alles in einer Zeitspanne von rund 8 Minuten. Nicht viel Zeit wenn man bedenkt das wir in der sehr geräumigen Wechselzone den weitesten Weg hatten zu den Hochdruckreinigern. Genauer gesagt etwa 200 Meter. Also hieß das im Renntempo laufend durchs Depot , Kampf um einen Hochdruckreiniger, Rad säubern, im Renntempo laufend wieder zurück in die Box, alles checken , Kette ölen und zweimal platt gefahrene Laufräder wechseln. Alles in allem wurde einem nicht langweilig und konnte doch dank großer Video Leinwand das Rennen auf einem Auge mit verfolgen. Man muss wissen das die Organisatoren dieser Rennen diese Videoleinwände oft in Richtung Materialboxen ausrichten.Wohl auch damit die Betreuer immer ein Stück weit im Bild sind was gerade im Rennen pasiert.Oft sieht man ja dort schon Defekte im TV und weiß dann was zu tun ist und was griffbereit liegen muss , bevor der Fahrer selbst ins Depot kommt mit dem defekten Rad. Ein oftmals nicht zu unterschätzendes Hilfsmittel für die Betreuer. Außerdem sieht man natürlich auch viel vom Rennen.
Der kleine Kevin Pauwels meinte dann auch wohl ,ab der dritten Runde, es ist genug geguckt und Schluß mit lustig und wart ab dann nicht mehr gesehen vom Rest der Favoriten. Es ging für die dann nur noch um Platz zwei und drei. Und da wurde es dann noch einmal richtig interessant. Niels Albert und Sven Nys fuhren ja um die Punkte des Weltcupgesamtstandes und dessen Führung.Und dann schlug in der letzten Runde bei Weltmeister Albert nochmal die Defekthexe zu an einer Stelle, die ich morgens schon als anfällig dafür ausmachte. Einige Wurzeln die quer zur Fahrtrichtung verliefen, im berüchtigen schmierigen Schräghang. Alle Fahrer schlugen hier mehr oder weniger auf und die Reifen durch. Bei Lufdrücken zwischen 1,3 - 1,6 bar sollte das dann dementsprechend scheppern. Und das wurde auch Albert zum Verhängnis. Sven Nys kam heran und vorbei und rettete einige Sekunden Vorsprung ins Ziel und wurde noch zweiter. Ein dieses Mal recht glücklicher zweiter Platz wie ich persönlich finde. Nys schien dieses Wochenende nicht so überlegen stark zu sein wie in den Rennen davor. Viele Fußabsetzer in Kurven auf dem Boden , die man sonst bei ihm sehr sehr selten sieht und auch nicht der richtige Zug die Gruppe von vorn auseinander zu fahren sind meiner Meinung nach ein vielleicht kleines Anzeichen dafür, dass auch er im Moment den hohen Belastungen der letzten Wochen etwas Tribut zollen muss. Trotzdem. Wer ihn einmal live erleben kann , sieht welch außergewöhnlicher Rennfahrer da auf dem Crossrad sitzt. Und solche Erfolge über solch lange Zeit zu haben, davor muss man einfach nur den Hut ziehen. Chapeau!
Kevin Pauvels gewann also vor Sven Nys und Niels Albert . Christian Helmig , einer unserer beiden Starter kam nach zwei platten Reifen und einem , dass möchte ich an dieser Stelle mal ausdrücklich betonen, super Rennen , auf Platz 41 ins Ziel.Und es wären ohne den zweiten platten Reifen noch einige Plätze drin gewesen. Da bin ich mir sicher. Auch hier zieh ich den Hut. Chapeau! Man darf nicht vergessen und muss das auch richtig einschätzen, das dass starten aus hinteren Startreihen und Positionen immer ein Nachteil ist . Für sie sind Plätze zwischen 30 und 50 ein voller Erfolg. Sehen sie die ersten 30 ja meist das ganze Rennen nie, aufgrund der Eigendynamik eines solchen Rennens. Man muss eben Sven Nys , oder Niels Albert heißen, um einmal "einfach so" 20 Plätze in einem Rennen gut zu machen. Fahrer die so etwas fertig bringen sind nicht mal an einer Hand zu zählen. Das als kleine Einschätzung wie man so etwas sehen sollte.
Ein tolles und spektakuläres Rennen ging zu Ende und für uns hieß es dann wieder alles einpacken, verstauen und langsam wieder den Weg nach Hause anzutreten. Der wurde dann zu einer kleinen Ortserkundung Namurs weil ja alles fast miteinander vom Berg runter wollte. Aber das ist eine andere Geschichte ...................
Bis dahin.....haltet durch !
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