Mittwoch, 26. November 2008

Interview mit Top-Cyclocross Rennfahrern die I.


Für die kommenden Wochen plane ich in lockerer Fortsetzung eine Interview-Serie mit einigen bekannten Cyclocross-Profis , bzw. Amateuren.

Den Anfang mach der amtierende luxembourgische Meister Jempy Drucker vom Fidea-Cyclingteam.Was mich sehr freut.Er stellte sich meinen Fragen und einige interessante Dinge über sich und den Sport kamen zu Papier.




O.)Kannst Du den Lesern hier ein paar kurze Infos zu Deiner Person geben?

Mein Name ist Jempy Drucker, fahre momentan noch für das Fidea Cycling Team,werde aber ab Januar 2009 für das neue Team H2O als Profi, Rennen bestreiten. Mein Grösse ist 1,82m und wiege um die 71kg. Beschreiben würde ich mich als Allrounder. Auf der Strasse komme ich überall relativ gut zu recht.Allein meine Bergfahrqualitäten lassen noch zu Wünschen übrig.Und im Cross gibt es eigentlich keine Strecke die mir nicht liegt.

O.)Du hattest die letzten Wochen einen sagen wir schwierigen Einstieg in die Cyclocross- Saison bis jetzt.Wie hast Du das selbst erlebt, bzw. woran lag es das Du noch nicht zu alter Stärke gefunden hast?

Dass es einen schwierigen Einstieg in die Cross- Saison wird war mir schon bewusst. Da ich ziemlich lange auf der Strasse aktiv war (WM in Varese war mein latztes Rennen), wusste ich dass mir noch die nötige Schnelligkeit und Crossrythmus fehlen wird. Dazu kam allerdings noch dass ich 1 Woche nach der WM krank wurde und als ich wieder fit war, zog ich mir eine Verletzung bei meinem ersten Crossrennen zu. So kam es, dass ich eigentlich 3 Wochen kein spezifisches Crosstraining machen konnte und ich daher auch etwas ins Hintertreffen gerückt bin. Für mich persönlich,war diese Zeit nicht sehr schwer zu überwinden,da ich wusste an was es lag. Und da ich durch meinen intensiven Sommer über eine gute Basis besitze gab es für mich keinen Grund zur Sorge,ich musste nur etwas Geduld mitbringen.

O.)Welche positiven Dinge sind dir aus der Saison 2007/08 in Erinnerung
geblieben?


Alle Siege sind natürlich schöne Erinnerungen,wie z.B. mein Sieg in Leudelange beim internationalen Cyclocross,wo ich mich eigentlich selbst überraschte und es eigentlich wie von selbst lief.Alles passte einfach an diesem Tag. Ganz schön war natürlich auch meinen Erfolg beim Superprestigerennen in Hoogstraaten. Dazu würde ich noch die zweite Plätze in der Gesamtwertung des Superprestiges und der GVA hinzufügen, was eigentlich die Regularität meiner Cross- Saison unter Beweis stellte.

O.) Welche negativen? Oder auf was hättest Du gerne sportlich verzichtet?

Naja, am Anfang plagte mich wieder eine Erkältung,und somit kam ich wieder in Rückstand und musste sogar auf einige Rennen verzichten. Ein anderer "negativer Punkt" ist sicherlich, dass mir oft das nötige Rennglück fehlte. Ich landete zwar oft auf dem Podium doch grosse Siege blieben aus.Und im Radsport zählt nunmal nur der erste Platz. Als letztes würde ich noch die Cyclocross-WM in Treviso hinzufügen. Ich war wirklich mental wie auch körperlich bereit um eine Medaille mit nach Hause zu bringen. Meine Chance wurden allerdings durch einen Plattfuss in der Endphase zerstört.....

O.) Wie hast Du dich in diesem Jahr auf die CX-Saison 2008/09 vorbereitet?
Hast Du etwas verändert zu den Vorjahren?

Eigentlich bestand dieses Jahr meine Vorbereitung für die Cross- Saison nur darin Strassenrennen zu fahren. Für mich persönlich kann man allerdings nicht von Vorbereitung reden,da ich mir genaue Ziele auf der Strasse steckte und bis zu meinem letzten Strassenrennen eigentlich nie an Cross dachte. Erst danach fing für mich die Vorbereitung an, mit spezifischem Crosstraining. D.h. ich startete erst mit dem Crosstraining anfang Oktober. Wobei ich in den vergangen Jahren schon im August damit anfing.Dies ist auch eine Erklärung warum ich so lange brauchte, bis ich wieder ein ordentliches Niveau hatte diese Saison.

O.) Du fährst ja noch in einem Belgischen Team.Noch dazu einmem der erfolgreichsten Cyclocross-Teams. Inwiefern unterscheidet sich das Training der Belgier, von dem was andere machen?Wo liegt deren Erfolgsgeheimnis? Und wie sieht in etwa Dein
Tagesablauf als Berufradfahrer aus?


Ich denke ihr Erfolgsgeheimnis fängt schon in der Jugend an. Man hat dort schon bei den 12 Jährigen echte Cross Spezialisten, die zwar im Sommer etwas Strasse fahren, sich aber mehr auf die Cross Rennen konzentrieren. Dies ist bei uns nicht so der Fall.Es wird eher vom Cross abgeraten, oder ihn nur als Vorbereitung zum Sommer genommen. Dazu kommt noch dass belgische Strecken nicht zu Vergleichen sind mit denen in anderen Ländern in Europa. Man sieht das auch schön bei den Junioren oder U23 dass die belgische Jugend nicht oft vorne landet, wenn sie ausserhalb von Belgien starten(World Cup).

Für mich ist es schwer von einem Tagesablauf zu sprechen,da eigentlich jeder Tag anders gestaltet ist. Aus mehreren Jahren Erfahrung denke ich, für mich persönlich jetzt, die optimale Woche gefunden zu haben.D.h. Montags Ruhetag oder lockers fahren, Dienstags- Donnerstags Trainingstage, Freitag und Samstags lockers fahren und Sonntags Rennen.

O.) Welche Ziele hast Du Dir gesteckt für den Rest der Saison 2008/09?

Ich fühle mich von Woche zu Woche besser und da ich keine Rolle in Gesamtwertungen spiele,setze ich voll und ganz auf den Monat Januar. Dann will ich top sein. Was die Resultate angeht, möchte ich allerdings regelmässig in die Top 20 fahren und so weit wie möglich vorne landen. Doch ich sehe dieses Jahr eher als Vorbereitung und Lernprozess für die kommende Cross - Saison 2009/10.

O.) Wie wichtig ist Dir Dein Material?

Mein Material ist meir sehr wichtig. Ich sitze fast jeden Tag auf meinem Rad und somit muss dieses auch funktionieren.Anders verschwendet man viel Energie und Zeit wenn man immer wieder was abchecken muss. Daher nehme ich mir immer sehr viel Zeit vor Saisonbeginn um alles in Ordnung zu bringen. Da ich etwas pingelig bin,muss bei mir jedes Rad auf den Millimeter genau identisch sein.Daher gehen schon manchmal Stunden sogar Tage drauf bis alles zu 110% genau abgestimmt ist.

O.) Hast Du Einfluß auf die Konfiguation Deiner Räder? Oder mußt Du fahren was
der Ausrüster Dir zur Verfügung stellt?


Wenn du in einem Team fährst muss du fahren was du hin gestellt bekommst. Manchmal bekommen wir allerdings Teststücke und das ist dann schon manchmal sehr intressant. Für den Rest haben wir nicht sehr viel Auswahl,was ja auch normal ist.Und heutzutage gibt es eigentlich kein schlechtes Material mehr.

O.)Was hast Du immer an Bekleidung in Deiner Sporttasche für ein CX-Rennen? Oder sollte man eher "Überseekoffer" sagen:-)?

Es ist schon nur ne Sporttasche. Ich bin eher der Typ der sagt:" weniger ist mehr". Daher nehme ich nur das nötige mit.D.h.Bekleidung für die Streckenbesichtigung,Start und Ziel Klamotten, und noch 2-3 Rennanzüge...und natürlich Sachen zum Duschen. Allerdings muss ich sagen dass der meiste Teil schon in meinem Wohnwagen ist und ich daher nur noch an die Klamotten muss denken.

O.)Welche Vorbilder hast Du selbst, da Du ja jetzt auch selbst schon ein Vorbild für
andere geworden bist?


Ich sehe mich persönlich aber noch nicht als Vorbild.

Seit meiner Jugend ist mein Vorbild Sven Nijs. Ich bewundere ihn für seine Pefektion zum Radsport. Er hat eigentich alles bis aufs kleinste Detail geplant. Doch wie gesagt,von jedem der besser ist als du selbst,kannst du lernen.

O.)Du fährst in 2009 für das neue Team H2O. Das ist eigentlich ein reines Straßenteam. Was wird sich für dich als "Crosser" verändern im kommenden Jahr?

Eigentlich nicht viel, ausser meinem Trikot und dem Material. Und dass ich vielleicht mehr Strasse fahren werde.Aber trotzdem bleibe ich dem Cross treu,weil es mir einfach zu viel Spass macht. Ich denke aber dass ich weniger Cyclocross fahren werde,da ich mehr auf der Strasse fahre. Deshalb werde ich warscheinlich später in die Cross-Saison starten.

O.) Wo siehst Du dich in, sagen wir mal, 5-6 Jahren:-)

Hmmmm, das ist ne schwierige Frage,da man nie so richtig sagen kann was passiert. Perfekt wäre es, wenn ich in 5-6 Jahren im Cross regelmässig unter die Top 10 fahren könnte...und natürlich habe ich auch Träume auf der Strasse,wie Flandernrundfahrt oder Paris-Roubaix...schon alleine einen Start an diesen Rennen wäre super. Mal schaun... ;-)




O.)Vielen Dank Jempy für das kleine Interview und die Infos für die Blog-Leser.
Bleib nur viel Erfolg und das beste für die kommenden Wochen und Monate zu wünschen:-)


Link zu Jempys Homepage:
www.jempydrucker.lu

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Interessante Sache, die Interviews. Besonders Tipps zu einer "cross- spezifischen Vorbereitung" interessieren mich persönlich, da bislang eher die Sommer- MTB- Saison auf dem Plan stand...

Oliver Corpus hat gesagt…

Ich werde versuchen das mit den Interviews,nach Möglichkeit, regelmäßig einstellen zu können.Finde das überhaupt gut, daß die Jungs, außerhalb der "offiziellen" Journallie , auch mitziehen und so auch mithelfen den Crosssport populärer zu machen:-) Außerdem finde ich, daß die jungen Renner mit allen Möglichkeiten, egal auf welcher medialen Plattform,ein wenig bekannter gemacht werden sollten/müßen;-) Man überlege nur mal, daß wir in Deutschland , mit Philipp Walsleben,zur Zeit die Nummer 12 in der Weltrangliste haben!Der gewinnt ein Rennen nach dem anderen...... Das gabs noch nie, seit Mike Kluge! Und in Deutschland nimmt keiner,bzw.kaum einer, Notiz davon:-( Selbst bei den belgischen Cross-Profis wird er in einem Atemzug genannt mit den "Großen" der Szene, wenn es um die Nachfolge der amtierenden "Stars" des Crosssports geht....das ist doch schlimm, daß der Junge im Land der Fritjes und Pintjes bekannter ist, als in seiner eigenen Heimat. Und da soll auch dieser Blog, ein Stück weit helfen, den Jungs eine, wenn man so will, breitere Öffentlichkeit zu bekommen, was sie mehr als verdient haben!